Zukunftszentrum auf dem Woolworth-Gelände bleibt leider Wunschvorstellung

Mit einer ambitionierten Bewerbung hatte sich die Stadt Sonneberg in enger Abstimmung mit der Partnerstadt Neustadt bei Coburg Ende September um den Standort für ein von der Bundesregierung ausgelobtes „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“ beworben. Doch aus dem Millionenprojekt für die Spielzeugstadt wird nun leider nichts.

Aus einem Schreiben der Jury geht hervor, dass die Bewerbung Sonnebergs von dem Gremium nicht weiterverfolgt wird. Es wird also kein moderner Gebäudekomplex die Woolworth-Baulücke schließen, es wird in Sonneberg zukünftig nicht zum Thema Deutsche Einheit und Europäische Transformation geforscht und es werden sich nicht – wie in der Auslobung prognostiziert – tausende Besucher jährlich die Klinke in die Hand geben.

„Wir sind sehr enttäuscht, dass sich die Jury mit unserem Vorschlag offensichtlich nicht tiefgründig auseinandergesetzt hat“, kommentiert Bürgermeister Dr. Heiko Voigt die Absage. Die Gründe der Ablehnung seien nicht zwingend nachzuvollziehen, da sie zum einen die Kerninhalte der Ausschreibung konterkarierten und zum anderen von unzutreffenden Annahmen, was Sonnebergs Einbindung des Standortes betrifft, ausgingen. So wird zum Beispiel die fehlende wissenschaftliche Anbindung bemängelt, obwohl eine enge Kooperation, sogar länderübergreifend, zwischen der standortnahen Hochschule Coburg und der Universität Bamberg, sowie der Hochschule Erfurt in der Antragstellung aufgezeigt und untersetzt wurde.

„Wir bedauern, dass uns keine Chance gegeben wurde, die Vorzüge unseres Standortes und des Netzwerkes innerhalb der Europäischen Metropolregion Nürnberg zu präsentieren. Insofern haben wir die faire Diskussion auf Augenhöhe vermisst. Selbstverständlich müssen wir und unsere Partner die Entscheidung der Jury akzeptieren“, sagte Voigt. Der Bewerbungsvorgang habe gezeigt, „dass die Region in der Lage ist, durch ein gut funktionierendes Netzwerk großstädtischen Anforderungen gerecht zu werden“. Sonneberg könne Qualitätsstandards auf öffentlicher und wissenschaftlicher Ebene vorhalten und dabei gleichzeitig mit seinen naturräumlichen Vorzügen zu punkten.

Anhand dieses Verfahrens werde erneut die Diskrepanz zwischen der allseits geforderten Aufwertung des ländlichen Raumes und dem tatsächlichen politischen Handeln deutlich, kritisierte Voigt. „Gerade staatliche Funktionszuweisungen und auch Investitionen im ländlichen Raum führen nachgewiesen zu gewaltigen Impulsen nicht nur für die betreffende Stadt, sondern für eine ganze Region.“ Demgegenüber führe die weitere Anhäufung von Funktionen in bereits dicht besiedelten und überfrachteten Ballungsräumen zu einer Verschärfung der bereits bestehenden Wohnungsnot, der Verkehrsprobleme, der Flächenversiegelung und damit der Verschlechterung der energetischen und ökologischen Nachhaltigkeit.

Bedanken möchte sich Dr. Heiko Voigt im Namen der Stadt Sonneberg für die breite Unterstützung der ganzen Region, von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die die Bewerbung überhaupt erst möglich gemacht haben.

Drohnenaufnahme mit Blick auf das Woolworth-Gelände. Eine Fläche mit Wiese und Bäumen. Dahinter sind Häuser und Gebäude der Stadt zu sehen.
Weiterhin Brachland wird der ehemalige Standort des Woolworth-Kaufhauses in Sonneberg wohl auf absehbare Zeit bleiben. Luftbildaufnahme: Stadt Sonneberg

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